E-HEALTH
Ärzte enttäuschen Silver Surfer
Leider tun es bei weitem nicht alle. Fast drei Viertel aller internetaffinen Deutschen über 65 wollen ihre Gesundheit durch Digitalisierung und "E-Health"-Technologien verstärkt selbst managen. Doch die meisten Ärzte in Deutschland bedienen diese Nachfrage bisher nur begrenzt.
Dieser Ansicht sind zumindest Experten der Unternehmensberatung Accenture. Sie stützen sich dabei auf eine aktuelle Umfrage aus ihrer Reihe "Insight driven Health". Dafür hat Accenture nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Harris Interactive 9015 Erwachsene im Alter von 18 Jahren und älter in Australien, Brasilien, Kanada, England, Frankreich, Deutschland, Singapur, Spanien und den USA befragt.
Von den 1000 in Deutschland befragten Patienten seien 244 älter als 65 Jahre gewesen. Ziel der Umfrage sei es gewesen, die Wahrnehmungen der technischen Kapazitäten medizinischer Dienstleister durch ihre Patienten zu bewerten.
Internet-affine Ältere suchen laut Studie, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt, nach digitalen Möglichkeiten, um ihre Gesundheit selbst zu managen: Beispielsweise wollten 81 Prozent der befragten Senioren einen elektronischen Zugang zu ihrer Patientenakte und 73 Prozent via Recall an bevorstehende Untersuchungen oder die Medikamenteneinnahme erinnert werden.
Doch die Umfrage habe auch gezeigt, dass nur einer von fünf Ärzten entsprechende Dienste anbietet. Laut Studie dokumentieren bereits mehr als ein Drittel aller Senioren (38 Prozent) Gesundheitswerte wie Gewicht und Blutdruck elektronisch.
Weiterhin zeichnet etwa ein Viertel der Befragten Informationen zur eigenen Krankengeschichte auf (24 Prozent), 15 Prozent vermerken ihre sportlichen Unternehmungen und neun Prozent protokollieren Krankheitssymptome.
"Die gesundheitsbewussten Silver Surfer reiten die E-Health-Welle - und das deutsche Gesundheitssystem schaut nur zu", kommentiert Dr. Sebastian Krolop, Arzt und Geschäftsführer für die Managementberatung im Gesundheitswesen bei Accenture.
"Ärzte sollten jetzt die Chance nutzen, auf die steigende Nachfrage auf Patientenseite zu reagieren, und ihre E-Health-Dienstleistungen ausbauen", lautet sein Appell an die niedergelassenen Ärzte. Wie die Accenture-Studie vermuten lässt, wären die Wünsche der Web-Senioren meist ohne grossen technischen Aufwand für die Praxen zu erfüllen.
Ernüchternd ist die Realität laut Accenture: Die elektronische Rezept-Bestellung klappe nur bei neun Prozent, und nur 14 Prozent der Studienteilnehmer hätten angegeben, dass eine E-Mail-Korrespondenz mit Gesundheitsdienstleistern stattfindet.
"Politik und Gesundheitsbetriebe überlegen noch, wie sie die steigenden Kosten für die Behandlung älterer Patienten in den Griff bekommen", fügt Krolop hinzu. "Doch ist bereits ein grosser Anteil der Älteren offen dafür, digitale Technologien für ihre Gesundheit zu nutzen.
Ärzte, Kassen und andere Spieler des Gesundheitssystems sollten umgehend prüfen, wie sie diesen Trend für die Verbesserung der Gesundheitsfürsorge und ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit nutzen können."