Streit ist keine Lösung? Vermeidung erst recht nicht!

Manche Leute glauben, die Welt ginge unter, wenn erst mal ein richtiger Streit mit dem Partner oder anderen ausbräche. Sie versuchen, ihn um jeden Preis zu vermeiden.
Streit ist keine Lösung? Vermeidung erst recht nicht!
Streit als Chance (Bild iStock)

Die längste Zeit haben Sie Streit vermieden, aber jetzt ... !

Und das genau kann ein Fehler sein. Zwar sind friedfertige Menschen die angenehmeren Zeitgenossen, und wir wünschen jedem ein Leben in Harmonie, aber verkrampfte Vermeidung von jeder Art Konflikt mit Partner, Familie oder dem nervigen Nachbarn erzeugt noch lange keine Harmonie. Eher verschleppt man so den Grund für die Frustration und leidet dauerhaft darunter, statt eine mögliche Lösung herbeizuführen. Die seelischen Belastungen anhaltender Frustration sind weitaus schlimmer als einen kurzen Streit durchzustehen. Denn dieser hat zumindest die Chance, für Klärung zu sorgen. Er kann zu einer Aussprache führen und die Spannungen, die sich vorher unter den Beteiligten aufgestaut haben, schlagartig verschwinden lassen. Ähnlich wie ein Blitzableiter die aufgeladene Atmosphäre durch plötzliche Entladung leerfegt. Das bereitet zumindest die Voraussetzung für einen Neuanfang, für ein Zusammenleben nach dem Klären der Situation. Das reinigende Gewitter. Es ist klar, dass nicht jede Person den Mut dazu aufbringt und eine Aussprache lieber auf die lange Bank schiebt. Die Aussprache muss auch nicht zwangsläufig in Streiterei enden, aber wenn sich die Stimmung und die Argumente, die Vorwürfe und die Emotionen hochschaukeln, sollte man auch davor nicht zurückschrecken. Die Angst vor Konflikt, wie sie manche zarten Gemüter kennen, wird nämlich von manchen anderen Menschen zur Einschüchterung eingesetzt und ausgenutzt. Dann ist die Vermeidung des Streitfalles eine Waffe, die immer funktioniert. Davon sollte man sich nicht terrorisieren lassen.

Das Gegenüber stellen im Streit

Streiten will auch gelernt sein. Er sollte konstruktiv geführt werden, nicht in albernen gegenseitigen Schuldzuweisungen und Schmähungen enden. Dann geht es nur noch ums Rechtbehalten und um das Verletzen von Gefühlen. Es ist klar, dass damit alleine kein Blumentopf gewonnen werden kann, ausser vielleicht von dem, der es nötig hat, sich auf einen Sieg im verbalen Kräftemessen eine dominierende Rolle über sein Gegenüber einzubilden. Ihr Konflikt sollte sich aber nicht mit einem reinen Kräftemessen oder Austausch von Beleidigungen aufhalten, sondern einen Missstand ansprechen und wenigstens zu lösen versuchen. Es kann ja sein, dass Ihr Gegenüber überhaupt keine Ahnung davon hat, dass eine Angelegenheit Sie belastet, und sämtliche behutsame Hinweise darauf ignoriert, nicht ernst nimmt oder einfach leugnet. Dann müssen Sie schon tiefer in die Kiste greifen, um das Problem endlich abzustellen. Oder wenigstens einen unmissverständlichen Versuch starten. Dass Sie nämlich bislang alles geschluckt hatten und nicht aufbegehrten, kann vom Gegenüber nämlich so ausgelegt werden, dass das Thema gar nicht wichtig genug ist, und man könne sich ruhig weiter über Ihr Ansinnen hinwegsetzen, ohne darauf einzugehen. Indem Sie es auf einen Streitausbruch ankommen lassen, zwingen Sie also einen Punkt auf die Tagesordnung, der sich nicht länger wegbügeln lässt. Sie sind deshalb nicht "streitsüchtig", ganz im Gegenteil, Sie haben vorher alle anderen Mittel erschöpft und sind nicht bei einer Lösung angelangt. Dann muss eben die Keule her. Das Thema wird wichtig genug für Sie sein, zu diesem Schritt zu kommen, denn weiter zu kneifen kommt nicht infrage. Sie möchten nicht ohnmächtig bleiben, noch in Frustration Ihr Dasein fristen.

Streit als Chance

Für Ihr Gegenüber mag zunächst eine Welt zusammenbrechen. Die Person könnte Sie völlig unterschätzt und Ihnen nicht zugetraut haben, einmal forciert eine Lösung herbeiführen zu wollen. Oder der Person war schlicht unbekannt, dass dieses Problem in dieser Grössenordnung für Sie existierte. Es gibt solche blinden Zeitgenossen, keine Frage. Insbesondere Egomanen und Narzissten haben dafür keine Antenne, denn sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber dann muss das Gegenüber darauf eingehen, dazu Stellung beziehen, auf Ihre Argumente etwas antworten. Zwingen Sie ihn, sachlich zu bleiben und nicht ins Persönliche abzudriften. Dort verwässert das eigentliche Thema und es geht nur noch darum, mit Beleidigungen die Oberhand zu behalten. Wenn Ihre Argumente, die Sie sich vorher überlegt haben, logisch sind, werden sie Eindruck machen. Vielleicht nicht sofort, aber mittelfristig. Denn selbst wenn Ihr Gegenüber einsieht, dass Sie recht haben, wird er womöglich zu verbergen versuchen, um sein "Gesicht zu wahren". Es besteht die Chance, dass er später zu Ihnen kommt und bekennt, Unrecht gehabt zu haben. Und wenn nicht, haben Sie wenigstens klare Verhältnisse geschaffen und Ihren Standpunkt vorgetragen. Fortan wird man sich weniger einfach über Sie und Ihre Bedürfnisse hinwegsetzen können. Es ist ein Weg, nach dem reinigenden Gewitter auch zu einem neuen, offeneren, respektvolleren Umgang miteinander zu finden. Denn jeder Streitfall bietet die Chance, die eigene Position zu überdenken und Korrekturen vorzunehmen. Das hat potenziell eine Aussicht auf ein besseres Verhältnis zueinander. Ohne ihn wäre die Situation weiter verfahren geblieben, ohne Chance auf einen Interessenabgleich. Sie müssen das Streiten nur als Ausnahmesituation betrachten. Dauernd streiten - das will auch keiner.


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