Freizeitgestaltung: Weder Rasten, noch Rosten

Wie kann sinnvolle Freizeitgestaltung für Senioren aussehen? Jetzt, wo der Freizeitanteil in Rente am grössten ist? Eine befriedigende Sinnsuche.
Freizeitgestaltung: Weder Rasten, noch Rosten
Schöpferische Arbeit, eine grossartige Freizeitgestaltung (Bild iStock)

Faulsein tut ja eine Weile lang gut, aber ständig ...?

Fangen wir damit an, uns Gedanken darüber zu machen, was keine sinnvolle Freizeitgestaltung wäre. Dann wissen wir schon, was wir zurückschrauben oder vermeiden möchten. Dazu wäre alles zu zählen, was uns passiv hält und uns einschläfert. Zum Beispiel exzessives Fernsehen oder das Herumsitzen vor dem Computer, während wir nichts anderes tun als versuchen, uns unterhalten zu lassen. Dosiert ist ja nichts dagegen zu sagen, aber ständig? Stundenlang? Sie können dabei nur verkümmern, für die soziale Interaktion, oder was davon übrig ist, mit Angehörigen oder dem Ehepartner ist das auch nicht gut. Sie haben jetzt die viele Zeit, von der Sie träumten, als Sie noch berufstätig waren und den täglichen Ablauf zwischen Frühstück, Fahrt zum Job, Job, Feierabend, Schlafen als Mühle betrachteten, aus der sie heraus wollten. Nun, da Sie die Zeit haben, ist es bedauernswert, sie zu vergeuden für Dinge, die Sie weder innerlich befriedigen, noch nützlich sind. Das läuft auf "Zeit totschlagen" hinaus, wie Ihnen wohl selbst bewusst ist. Dabei ist doch gerade jetzt die Erkenntnis gereift, dass es an Zeit nicht unbegrenzt viel gibt, die man noch "totschlagen" könnte. Ganz im Gegenteil.

Schöpferische Arbeit, eine grossartige Freizeitgestaltung

Sinnvoll könnte sein, was Sie fit hält, ob jetzt körperlich oder geistig. Besser noch eine Kombination aus beidem. Sinn könnte bemessen werden danach, was die Beschäftigung für andere Menschen abwirft. Könnte die Tätigkeit jemandem helfen, könnte sie etwas produzieren, was jemanden glücklich macht oder ihm nützt? Können Sie dabei Ihre Kenntnisse aus dem früheren Beruf vorteilhaft einsetzen, was Ihnen ermöglicht, etwas zu schaffen, was andere nicht könnten? Da denkt man vor allem an handwerkliche Berufe und das Schaffen mit eigenen Händen, an Kreativität im Basteln, Reparieren, Restaurieren. Tischler, Schlosser und wohl die meisten Berufe rund um den Bau könnten hier das Fachwissen besitzen, um Dinge herzustellen oder zu reparieren, die für Kinder oder als Einrichtungsgegenstände, etwa Kleinmöbel, begehrt sind. Sie könnten einen kleinen Shop aufstellen, wo Sie Ihre Dienste für wenig Geld anbieten. Das muss ja nicht mal ein Ladenlokal sein, heutzutage reicht ein Onlineshop, der sich vom Küchentisch aus managen lässt. Wenn Sie den nicht selbst einrichten können, finden Sie leicht jemanden, der das für Sie machen kann. Aber gleichzeitig ist das eine gute Gelegenheit, sich auch in solche Dinge vorzutasten. Es ist nicht schwierig. Und stellt gleich dazu eine sinnvolle Freizeitbetätigung dar.

Eigener Hände Früchte sind für andere Leute begehrenswert

Vielleicht sind Sie auch richtig gut im Stricken und Häkeln. Aber es mangelt Ihnen an Abnehmern, die solche Arbeiten zu schätzen wissen, oder die Verwandtschaft ist bereits gesättigt damit? Auch dafür gibt es in der bunten weiten Onlinewelt genügend erfreute Abnehmer, wenn Sie sich denn finden lassen. Aber wer über weniger handfeste Fähigkeiten verfügt, kann seinen gesammelten Erfahrungsschatz immer noch über Foren zu einschlägigen Themen zur Verfügung stellen, zu kaufmännischen oder rechtlichen Fragen. Ob man dafür nun Geld nimmt oder nicht, ist Ansichtssache. Haben Sie schon alles und sind gut versorgt, kommt es Ihnen womöglich überhaupt nicht auf einen Verdienst dabei an, sondern nur darauf, jemandem etwas Brauchbares geben zu können. Wer nun töpfert, lötet, repariert, schneidert usw., aber das nicht über das Internet anbieten möchte, der kann immer noch auf den guten alten Flohmarkt (auf dem Neuware erlaubt ist) gehen und von einem Stand aus seine Sachen anbieten. Dort begegnen Sie auch Ihren Kunden Auge in Auge. Das kann Ihnen ja Teil des Vergnügens sein, wenn Sie gern mit Menschen zu tun haben.

Sozial engagierte Freizeitgestaltung, ein grosses Thema

Wenn für Sie nichts so wichtig ist, wie der Wunsch, Gutes zu tun an Mitmenschen, können Sie sich sozial engagieren. Dafür gibt es auf regionaler oder örtlicher Ebene eigentlich immer Institutionen, die sich über freiwillige Helfer freuen. Ob es öffentliche Tafeln sind, die Essen an Bedürftige ausgeben, oder Kinderbetreuung, oder eine Kleiderkammer, sie alle sind auf Mitwirkende angewiesen, die nicht bezahlt werden müssen. Sie lindern dort nicht nur die Not von Leuten, die keine Arbeit finden oder aus Kriegsgebiet geflohen sind, Sie finden dort ebenso Mitstreiter und neue Freunde. Das macht doch mehr Spass als zu Hause zu sitzen und Besteck zu polieren. Im Vereinsleben, gleich welcher Verein, werden ebenso helfende Hände stets gern gesehen. Das hat jetzt weniger mit Hilfe für Bedürftige zu tun, sondern trifft ganz allgemein auf viele Vereine zu. Vielleicht haben Sie auch mal ein Musikinstrument gelernt zu spielen, beherrschen es ganz gut; nun haben Sie die Zeit, endlich eine eigene Gruppe zu gründen, indem Sie sich Mitspieler suchen und Auftritte organisieren. Himmel, so ungewöhnlich ist das nicht mal. Die Rockstars Ihrer Jugend sind ja auch schon über Siebzig und machen weiter, als wäre nichts!


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