NEUROLOGISCHE ERKRANKUNG
Muskelschwäche und Myasthenia gravis
Während Myasthenia gravis für Patienten gleichermassen Belastung und Herausforderung ist, schreitet die Forschung hinsichtlich der Diagnose sowie der Behandlung der Erkrankung glücklicherweise immer weiter voran.
Symptome
Zu den häufigsten Symptomen der Myasthenia gravis gehört das Hängen der Augenlider. In den meisten Fällen betrifft diese sogenannte Ptosis nur ein Augenlid, jedoch kann es auch zu einer beidseitigen Ausprägung kommen. Im Verlauf des Tages nimmt die Intensität der Symptome zu. Ursache hierfür ist die körperliche Belastung, die die Muskulatur zunehmend schwächt. Wenngleich die Ptosis häufig das erste Anzeichen einer Erkrankung ist, bleibt es nur in den wenigsten Fällen das einzige Symptom.
In einigen Fällen macht sich die Erkrankung zunächst in anderen Bereichen des Körpers bemerkbar. Vor allem das Sprechen, Kauen oder Schlucken können dabei gestört sein. Etwaige Beschwerden lassen sich darauf zurückführen, dass die Gesichtsmuskeln durch Myasthenia gravis geschwächt sind. Dies äussert sich zumeist durch eine spannungslose Mimik. Wie sehr die Symptome ausgeprägt sind, ist grundsätzlich aber von einer Vielzahl an Faktoren abhängig. Hierzu zählen insbesondere die betroffenen Muskelgruppen sowie die Schwankungen bezüglich der Muskelkraft.
Ferner gilt es zu erwähnen, dass die Erkrankung sich je nach Patient unterschiedlich schnell ausbreitet. Während einige Patienten binnen weniger Tage deutlich spürbare und sichtbare Symptome entwickeln, prägen diese sich bei anderen Personen langsam und über Jahre hinweg aus. Dennoch gehört Myasthenia gravis nicht zu den Krankheiten, die zwangsläufig progressiv verlaufen. Stattdessen können sich die Symptome mitunter nach einer kurzen Zeit der Erkrankung vollständig zurückbilden.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache für Myasthenia gravis liegt im komplexen Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln. Diese sind nicht direkt miteinander verbunden. Stattdessen befindet sich dort ein minimaler Spalt. Damit der Nervenimpuls die Muskulatur steuern kann, muss das elektrische Signal an dieser Stelle in ein chemisches Signal umgewandelt werden. Damit dieser Vorgang vonstattengehen kann, bedarf es des Botenstoffs Acetylcholin.
Bei Personen, die unter Myasthenia gravis leiden, liegt allerdings eine Erkrankung des Abwehrsystems vor, welche zur Bildung von Antikörpern führt. Jene Antikörper beeinflussen die Acetylcholin-Rezeptoren negativ. In der Folge tritt ein verstärkter Abbau der Rezeptoren auf, wodurch der Nervenimpuls nicht mehr auf die Muskulatur übergeht und diese daraufhin erschlafft. Wird diese Problematik nicht behandelt, kann sich ein signifikanter Muskelschwund einstellen. Wodurch Myasthenia gravis genau ausgelöst wird, ist aktuell noch Teil der Forschung. Eine Theorie besagt, dass Infektionen mit Bakterien oder Viren zur Fehlfunktion des Abwehrsystems führen.
Behandlungsoptionen bei Myasthenia gravis
Obwohl Myasthenia gravis bei betroffenen Personen starke Einschränkungen im Alltag nach sich ziehen kann, kennt die Medizin mittlerweile gleich mehrere Behandlungsansätze, die Linderung versprechen und ein weitgehend normales Leben ermöglichen.
In erster Linie lassen sich hierbei medikamentöse Therapien anführen, die individuell auf die Patienten zugeschnitten werden. Primär kommen dabei Cholinesterase-Hemmer zum Einsatz. Diese Medikamente helfen dabei, den Abbau von Acetylcholin im Körper zu verringern und somit die Stärke der Nervenimpulse zu verbessern. Eine weitere Option basiert auf Immunsuppressiva. Sie verfolgen einen anderen Ansatz und sollen im Körper helfen, Autoimmunreaktionen zu verhindern. Während Cholinesterase-Hemmer meist kurzfristig eingesetzt werden, sind Immunsuppressiva in der Regel Bestandteil einer langfristigen Behandlung. Bei besonders schwerwiegenden Fällen von MG stellt die Plasmapherese eine weitere Alternative dar. Ein solches Verfahren zielt darauf ab, schädliche Antikörper aus dem Blutkreislauf zu entfernen und kurzfristig die Symptome zu lindern.
Sport spielt eine entscheidende Rolle bei der Therapie
Als unterstützende Massnahme ist Sport ein wesentliches Hilfsmittel zur Linderung der Symptome von Myasthenia gravis. Allerdings sollte das Trainingsprogramm gemeinsam mit dem behandelnden Arzt auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein.
Zu den häufigsten Mitteln zählt hierbei aerobes Training. Dieses zielt darauf ab, die grundlegende Fitness zu steigern und das Herz-Kreislauf-System anzuregen. Aktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen sind optimal, um ein ganzkörperliches Training bei moderatem Tempo zu ermöglichen. Schliesslich gilt es darauf zu achten, dass das Training die Patienten nicht zusätzlich ermüdet. Die Teilnahme an gemeinschaftlichen Sportarten oder Aktivitäten kann zudem nicht nur körperliche Vorteile bieten, sondern auch soziale Unterstützung und das Gefühl der Zugehörigkeit fördern.
Bei der Ausübung von Sport ist es wichtig, dass Patienten auf die Signale ihres Körpers hören, um eine Überanstrengung zu vermeiden. Anstelle intensiver Einheiten empfehlen sich Übungen und Sportarten, bei denen regelmässige Pausen eingelegt werden, sodass sich die Muskulatur regenerieren kann.
Den Alltag meistern
Ein wesentliches Problem infolge der Erkrankung sind die Einschränkungen im Alltag. Da Patienten meist wechselhafte Ausprägungen der Symptome verspüren, raten Mediziner dazu, möglichst flexible Arbeitszeiten zu nutzen. Sofern möglich, ist die Arbeit von Zuhause aus ideal.
Infolge der medikamentösen Behandlung stellen sich oftmals Gewichtszunahmen ein. Um diesen entgegenzuwirken, ist eine gesunde Ernährung essenziell. In Kombination mit sportlichen Betätigungen lässt sich die Gewichtszunahme oftmals verhindern.
Fazit: Myasthenia gravis verstehen, bewältigen und behandeln
Als neurologische Erkrankung kann Myasthenia gravis den Alltag deutlich einschränken. Allerdings hat die Medizin während der letzten Jahre einige wesentliche Fortschritte bei der Behandlung der Erkrankung gemacht. Betroffene können die Ausprägung der Symptome durch die Einhaltung der Behandlungspläne, regelmässigen sportlichen Betätigungen sowie eines allgemein gesunden Lebensstils aber immerhin reduzieren.