Tod den hartnäckigen Fettzellen!

«Jetzt muess de Buuch weg», sang das Trio Eugster in den 70er-Jahren. Ich habe die Kryolipolyse getestet, die Vernichtung meiner Fettzellen mit Eiseskälte.

Von Peter Röthlisberger – Besuch bei Dr. Ulrich Ledermann in der Bodyclinic im Zürcher Seefeld. Für unsere Leserinnen und Leser wage ich jedes Abenteuer. Besonders, wenn es meinem Bauch und meinen Lovehandels an den Kragen geht. Den Fettpolstern, die ich auch mit engagiertem Fitness- und Ausdauertraining als über 50-Jähriger nicht mehr loswerde.

Kryolipolyse tönt im ersten Moment wie ein extrem guter Deal: Die Fettzellen verschwinden ohne invasives Eindringen von grossdurchmessrigen Nadeln in meine Fettpolster, ohne Operation, ohne Spitalaufenthalt, ohne Schmerzen, ohne frustrierende Fastenexzesse mit unsicherem Ausgang.

Natürlich ist das wahre Leben wie immer etwas komplizierter.

Dr. Ledermann ist ursprünglich Hausarzt und einer der wenigen Mediziner, der nach wie vor das ganze Spektrum von ästhetischen Korrekturen bis zu lebenswichtiger medizinischer Hilfe anbietet. So betreut er etwa HIV-Patienten.

Er definiert während unserer Vorbesprechung meine Problemzonen und empfiehlt Bauch und Hüftwülste zu behandeln. Übergewichtigen Personen empfiehlt er die Kryolipolyse allerdings nicht. Die Methode dient nicht der Gewichtsreduktion.

Bei der Kryolipolyse-Behandlung werden die Fettzellen im Gewebe mit einer kontrollierten Kälteeinwirkung von 50 bis 75 Minuten auf minus 9 Grad heruntergekühlt. Die Fettsäuren in den Zellen kristallisieren und die Zellen verlieren ihre Lebensfähigkeit. Andere Körperzellen der Haut und der Muskeln sind viel weniger empfindlich auf Kälte und werden nicht geschädigt. Körpereigene Fresszellen bauen die abgestorbenen Fettzellen in einem langsamen Prozess ab. Ich werden also erst in zwei bis drei Monaten sehen, wie die Behandlung wirkt.

Männer lassen sich meist die gleichen Problemzonen behandeln wie ich. Einige wollen auch an der Brust Fett verlieren. Bei Frauen eignet sich das Verfahren auch für Oberschenkel (die berüchtigten Reiterhosen) und Oberarme. Nur das Doppelkinn hat sich kein Geschlecht ausgesucht. Es ist eine Unisex-Problemzone. 

Bei meinem zweiten Termin in der Bodyclinic geht es bereits ans Eingemachte. Die sehr versierte und um gute Anekdoten nicht verlegene Expertin Lilija Hübner vermisst mich zuerst dreidimensional mit ihrem iPad. Das Ergebnis ist erschreckend und soll ausserhalb der Praxisräume niemand auf diesem Erdball je sehen.

Wir beginnen mit dem Bauch. Lilija Hübner findet den passenden Applikator für die Behandlung. Sie legt ein Gel-Tuch auf die zu behandelnde Stelle, um Kälteschäden der Haut zu vermeiden. Dann geht es nach einigen aufmunternden Worten los: Es könnte schmerzen, vielleicht etwas Atemnot, Kälteschreck.

Sie setzt den Applikator, einem Staubsauger nicht unähnlich, beim Bauch an. Das Gerät neben dem Liegebett saugt das Gewebe ein. Ich habe kurz Bedenken, ob nicht vielleicht der ganze Körper eingezogen werden könnte, verwerfe ihn aber bald, weil ich mich auf den realen Schmerz konzentrieren muss.

Tatsächlich glaube ich, von einem fiesen Wesen gekrallt worden zu sein, kurze Atemzüge helfen, nur das leichte Gefühl des Ausgeliefertseins bleibt. Die Kälte meldet sich mit Macht. Überraschenderweise lässt die körperliche Beklemmung aber schnell nach, der feine Schmerz geht, wie er gekommen ist. Klar, Tiefgekühltes fühlt nichts.

Ich lese während der 60 Minuten Behandlungszeit ein Buch. Lilija Hübner schaut immer mal wieder rein und kontrolliert, ob mich das Gerät noch nicht in Gänze kristallisiert hat. Auch Dr. Ledermann macht einen Besuch und ermahnt mich, nach der Behandlung die Kalorienzufuhr herunterzufahren. Damit das Ergebnis auch stimmt.

Nach einer Stunde werde ich erlöst. Der Applikator gibt ein Stück gefrorene Biomasse frei, einem Braten aus dem Tiefkühlfach nicht unähnlich. Sehr schnell gewinnt es unter den fachkundigen Massagehänden von Lilija Hübner seine Farbe und seinen ursprünglichen Aggregatszustand zurück.

Es bleibt ein Gefühl von Kuhnagel, Krallengriff und Überempfindlichkeit zurück. Ich werde entlassen, gehe wie geheissen joggen und bin gespannt auf die weitere körperliche Reaktion. 

Genau eine Woche lang hält der Juckreiz, die Überempfindlichkeit auf Berühung und vor allem der Druck an, dann sind die Beschwerden plötzlich weg.

Kein Hindernis also, auch die zweite Behandlung der Lovehandels zwei Wochen später zu wagen. Statt einem sind es zwei Applikatoren. Der Ablauf ansonsten genau der selbe. Ich bin ja fast Stammgast.

Der einzige Unterschied sind die feinen Blutergüsse an den Rändern der beiden behandelten Stellen. Grund ist das straffere Gewebe – leider nur im Vergleich mit dem Bauch. Die Applikatoren können das Gewebe weniger gut ansaugen.

Die Behandlung meiner drei Problemzonen Bauch, Hüfte links und Hüfte rechts kostet 1500 Franken. 

Wie mein Test ausgeht und ob ich Erfolg haben werde mit dieser Methode, lesen Sie in zehn Wochen.

Falls Sie Ihre Fettzellen auch nicht mögen:

The Bodyclinic AG
Feldeggstrasse 85
8008 Zürich
+ 41 44 387 99 20
www.thebodyclinic.ch

Haben Sie auch ein Abenteuer, ein Gerät, eine Methode, die für über 50-Jährige geeignet ist und Sie getestet haben möchten? Dann schreiben Sie uns: peter.roethlisberger@50plus.ch.


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